Warum nimmt kaum ein afrikanisches Land eine ähnliche Entwicklung wie die asiatischen Tigerstaaten oder China?

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Zwar weisen einige afrikanische Länder seit einigen Jahren hohe Wachstumsraten auf (beispielsweise Äthiopien, die Elfenbeinküste, Tansania, Senegal, Burkina Faso, Mozambique, Ruanda oder auch die DR Kongo). Allerdings gehen Experten davon aus, dass dieses Wachstum nicht dauerhaft anhalten wird – weil es nicht auf einer Industrialisierung beruht. Viele afrikanische Länder[i] sind noch immer zu abhängig von den Einnahmen aus Rohstoffexporten und schaffen es nicht, dauerhaft nennenswertes Wachstum zu generieren geschweige denn, den Großteil ihrer Bevölkerung am Wachstum teilhaben zu lassen.

Im Gegensatz zu den meisten afrikanischen Staaten haben nahezu alle wirtschaftlich erfolgreichen Länder dynamische Industrie- und Dienstleistungssektoren aufgebaut[ii]. [… ]

Doch warum spielte das verarbeitende Gewerbe im Entwicklungs- bzw. Aufholprozess der meisten Länder eine besondere Rolle?

Warum das verarbeitende Gewerbe eine zentrale Rolle einnimmt

Direkte Auswirkungen

Falls richtig ausgerichtet (siehe Absätze „Ausrichtung“) wirkt die fertigende Industrie zunächst als eigener Sektor positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes. Dies hat vor allem mit dem Prozess steigender Skalenerträge zu tun. Steigende Skalenerträge sind gegeben, wenn die Kosten für die Produktion eines Guts sinken, je mehr von diesem Gut produziert wird. So kostet der erste produzierte Kühlschrank ein Unternehmen noch Millionen Euro, da das Unternehmen hohe Anfangsinvestitionen für Produktionsgüter (Fabrikanlagen) aufwenden muss. Ist die Fabrik allerdings einmal aufgebaut, sinken die Kosten pro Kühlschrank.

In der Landwirtschaft ist dieser Zusammenhang nicht gegeben. Denn um mehr Getreide, Mais oder Paprika anbauen zu können, muss die Fläche ausgeweitet werden. Ab einem gewissen Punkt müssen die Landwirte auf weniger fruchtbares Land ausweichen, wodurch die Ernte geringer wird und die Kosten für die Produktion der nächsten Paprika steigen.

Steigende Skalenerträge sind also eine wichtige Bedingung für konstante Profite der Unternehmen. Darüber hinaus führen sie zu einem hohen Beschäftigungsgrad und einem hohen steuerpflichtigen Einkommen (Löhne und Gewinne). Denn der Unterschied zwischen unverarbeiteten Rohstoffen und einem hergestellten Produkt liegt in der Menge an Arbeitskraft, die in letzteres gesteckt wird und in der Regel in höheren Preisen für weiterverarbeitete Produkte und somit in einem höheren Steueraufkommen und höheren Löhnen.

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Zwei wichtige „Zutaten“, um diesen positiven Kreislauf in Schwung zu halten und zu verstärken, sind die Innovationskraft der Unternehmen sowie ihre Fähigkeit, technologische Neuerungen in den Produktionsprozess zu integrieren.

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Indirekte Auswirkungen

Der Aufbau einer starken, diversifizierten verarbeitenden Industrie hat darüber hinaus indirekte positive Auswirkungen. Die Industrie schafft beispielsweise die Möglichkeit, landwirtschaftliche Produkte oder Rohstoffe weiter zu verarbeiten (zu „veredeln“). Die Produktion von Schokolade oder der Bau von Kühlschränken, Waschmaschinen oder Handys schafft eine inländische Nachfrage nach Kakaobohnen oder Kupfer, sodass diese Rohstoffe nicht mehr zu schwankenden Weltmarktpreisen verkauft werden müssen, sondern zu den höheren Preisen, die verarbeitete Produkte erzielen.

Ebenso gibt es innerhalb des verarbeitenden Gewerbes Verflechtungen zwischen Zulieferern von Zwischenprodukten und Herstellern von Endprodukten.

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Darüber hinaus erlaubt die verarbeitende Industrie mehr als andere Sektoren Synergien und sogenannte Cluster-Effekte, sowie eine substanzielle Spezialisierung und Arbeitsteilung (innerhalb von Unternehmen, aber vor allem auch zwischen den Unternehmen).

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Ausrichtung der verarbeitenden Industrie entscheidend für Aufholprozess

Die mit der verarbeitenden Industrie verbundenen Vorteile werden allerdings nur dann zustande kommen und ärmere Länder zu Mitteleinkommensländern machen, wenn es gelingt, einen ausreichend großen und diversifizierten Sektor mit steigenden Skalenerträgen aufzubauen. Der Aufbau einer verarbeitenden Industrie, die ausschließlich Güter produziert, die keine technologischen Entwicklungen mehr erwarten lassen – Textilien, Schuhe, Plastikwaren –, droht in eine Sackgasse zu führen.

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Die verarbeitende Industrie in Afrika – häufig zu schwach

In den meisten afrikanischen Ländern gibt es weder einen solchen positiven Wirtschaftskreislauf noch einen ausreichend großen Industriesektor.

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Zwar wuchs der Anteil der mittel- bis hochtechnologisierten verarbeitenden Industrie (am Gesamtsektor) zwischen 2000 und 2009 um 6% (von 25,5 auf 31,4 %), allerdings produzieren die afrikanischen Staaten noch immer nur 0,6 der weltweit hergestellten mittel- bis hochtechnologisierten Waren. Kleine, informelle Firmen bestimmen den industriellen Sektor. Insgesamt hat der Kontinent bei den arbeitsintensiven Industrien Anteile am Weltmarkt verloren (von 1,5 auf 1,3 % zwischen 2000 und 2008).

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Der Aufbau einer industriellen Wirtschaftsbasis und daran anschließend eine auf Innovationen und technologischen Fortschritt basierende Industrialisierung sollten im Mittelpunkt der Entwicklungsbemühungen Afrikas und internationaler Geber[v] stehen

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Dies ist ein gekürzter Artikel. Der komplette Artikel ist auf Makroskop.eu zu finden.

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